13. AKWG-Tag der Wissenschaftsgeschichte [2019]

Ökologische Einbildungskraft

Der Haushalt der Natur im Spiegel von Literatur und Wissensgeschichte


22. November 2019, 9:30-18:30 Uhr

Kármán-Auditorium, Eilfschornsteinstraße 15, 52062 Aachen

Die Herausbildung der Ökologie als wissenschaftlicher Disziplin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte nicht nur eine naturgeschichtliche Empirie voraus, die es ermöglichte, Relationen zwischen Organismen und ihrer konkreten Umgebung zu beschreiben, sondern auch ein Repertoire an Metaphern und Modellen zur Interpretation dieser Relationen. Die Begriffs- und Imaginationsgeschichte von ökologischen Konzepten wie denen des Organismus, des Haushalts (oeconomia) oder des Milieus reicht zurück in die Naturphilosophie des 18. Jahrhunderts und ist eng verflochten mit religiösen, gesellschaftstheoretischen und ästhetischen Diskursen. Privilegierte Medien ökologischer Imagination sind seit dem 18. Jahrhundert die Literatur und die bildenden Künste.

Anknüpfend an aktuelle Diskussionen des Ecocriticism befasst sich die Tagung mit historischen Konstellationen, in denen Ökologie, Literatur und Kunst in fruchtbaren Austausch miteinander treten. Im Zentrum der Vorträge stehen Imaginationen von Wasserwelten: als Beispiele und Modelle für Ökosysteme (Seen und Aquarien), als Gegenstand technischer Beherrschung (Flussbegradigung), als kulturhistorisch bedingte und politisch aufgeladene Sehnsuchtsbilder (Rheinlandschaften), als Dystopien der Umweltzerstörung (Müllstrudel im Ozean) und als literarische Tropen für eine Aushandlung des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur (Flussreisen). Zur Diskussion steht dabei nicht zuletzt die Frage nach den Möglichkeiten einer Verbindung von Ästhetik und Umweltethik.

Tagungsprogramm hier [PDF]