Vergangenheit analysieren – Zukunft gestalten.
Technik-, wirtschafts- und sozialhistorische Forschung seit den 1960er Jahren
Das mit der sukzessiven Bewältigung der NS-Traumata wachsende kritische Bewusstsein um die Relevanz struktureller technologischer und sozialökonomischer Zusammenhänge führte der bundesrepublikanischen Gesellschaft die Bedingtheit von Vergangenheit und Gegenwart drastisch vor Augen; sei es in Bezug auf das „Wirtschaftswunder“ oder die aufkeimende gesellschaftliche Unruhe. Das Jahr 1968 gilt nicht von ungefähr als Epochenjahr. Ein Ergebnis dieser Prozesse war der Ausbau der universitären Forschungsinstitutionen; so auch an der RWTH Aachen. Die Tagung nimmt das 50jährige Bestehen der Professur zum Anlass für einen selbstkritischen Rück- und Ausblick auf die Disziplin an sich, ihr Selbstverständnis sowie die daraus abgeleiteten Themen und Methoden. Generell geht es um die Wahrnehmung und die Generierung von Wissen sowie den Umgang damit.
Exemplarisch genannt seien folgende Aspekte:
– die Ausweitung existierender bzw. Erschließung neuer Themengebiete,
– die Integration sozial- bzw. naturwissenschaftlich basierter Methoden,
– quantitativ-statistische, EDV gestützte Analyseverfahren,
– Interdisziplinarität,
– sich wandelnde Publikationskulturen.
Willkommen sind Beiträge, die das skizzierte Spektrum im breitesten Sinne theoretisch angeleitet thematisieren. Die ganzheitliche Interpretation des Beziehungsdreiecks Mensch-Technik-Wirtschaft, ob als Fallbeispiel oder Modellentwurf, soll Möglichkeiten und Grenzen der Forschung ausloten. Beiträge mit Praxis- bzw. Gegenwartsbezug im Sinne einer Interpretation von Geschichte als Dialog der Gegenwart mit der Vergangenheit über die Zukunft und einem historisch basierten Forschungskonzept sind deshalb explizit erwünscht. Die Verortung des Faches in einer digitalen Gesellschaft bzw. Wissenschaft ist damit aufs engste verknüpft. Wie definiert sich unser Fach in einem von Algorithmen bestimmten globalen Forschungskosmos? Kann oder will es in einer realitätsentkoppelten „Kuschelecke“ marginalisiert überleben? Bietet eine bewusst mitgestaltende politische Ambition auf der Basis systematischer multimodaler Forschungsansätze eine Perspektive? Als Indiz für den Bedarf nach gesichertem historischem Wissen mag die zarte Renaissance der Zahl der Professuren einerseits und die Häufung longitudinaler wirtschafts- bzw. ingenieurswissenschaftlicher Forschungsansätze andererseits gelten.
Die Tagung findet am 15. Februar 2019 in Aachen statt. Veranstalter ist das Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschafts-, Sozial- und Technologiegeschichte in Kooperation mit dem Aachener Kompetenzzentrum Wissenschaftsgeschichte.
(www.wisotech.rwth-aachen.de; www.akwg.rwth-aachen.de)
Vortragsskizzen im Umfang von maximal 500 Wörtern senden Sie bitte in digitaler Form bis zum 10.12.2018 an Univ.-Prof. Dr. phil. Paul Thomes (pt(at)wisotech.rwth-aachen.de). Die Entscheidung über die Annahme fällt zeitnah.
Es besteht die Möglichkeit der Publikation von Beiträgen in einem Tagungsband der Schriftenreihe des AKWG der RWTH bzw. der Schriftenreihe WISOTECH. Die Manuskripte erbitten wir möglichst bis zum 31.3.2019.