Am Freitag, den 1. Dezember veranstaltet das Aachener Kompetenzzentrum für Wissenschaftsgeschichte in Verbindung mit dem Historischen Institut der RWTH Aachen und dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen den 11. Aachener Tag der Wissenschaftsgeschichte zum Thema:
„Das Studium der Geschichte – Vorlesungsgeschichte und autobiographische Erzählungen 1945-2017“.
Die Geschichte des Geschichtsstudiums nach 1945 ist für die Geschichtswissenschaft ein „schwarzes Loch“: unsichtbar, gleichwohl existent; hoch komplex, doch grundsätzlich der Wissenschaft zugänglich; sich selbst genug, indes von unbestreitbarem Einfluss auf die Gegenwart.
Mit dem kulturwissenschaftlichen „Turn“ wurde Geschichtswissenschaft mehr noch als zuvor reflexiv. Sie wendet heute das historische Fragen und die geschichtswissenschaftliche Methodik auf sich selbst an, untersucht Pfadabhängigkeiten und beschreibt Kontexte des geschichtswissenschaftlichen Forschens und Schreibens. Das hat die Geschichtstheorie ebenso befördert wie die Historiographiegeschichte oder die Erinnerungsgeschichte. Am wenigsten hat noch die Geschichte des Geschichtsstudiums breite Aufmerksamkeit gefunden, obwohl in den letzten Jahren Institutionalisierung und Professionalisierung des modernen Geschichtsstudiums während des langen 19. Jahrhunderts mehrfach klug und aufschlussreich beschrieben wurden. (Erwähnt seien die Arbeiten von Gabriele Lingelbach, Matthias Middell, Andreas Gestrich, Markus Huttner, Daniela Saxer, …).
Freilich, umfangreichere Untersuchungen zum Studium der Geschichtswissenschaft nach 1945 fehlen. Das hat gute Gründe. So wird es noch einige Zeit dauern, bis private Quellen zum Thema einzusehen sind (Briefe, Tagebücher, Mitschriften, Vorlesungsskripte, Seminarkonzepte, E-Mails ….). Dazu kommt, dass angesichts der Vielfalt an Themen, denen die Zeitgeschichte sich stellen muss, angesichts der welthistorischen Umbrüche von 1945, 1956/57, 1973/74, 1989, 2007/09 der historischen Praxis des Geschichtsstudiums nur eine vergleichsweise geringe gesellschaftliche Relevanz zugemessen wird.
Doch die Geschichte des Geschichtsstudiums ist wichtig! Geschichtswissenschaft muss Auskunft darüber geben, was sie in der Vergangenheit in der Lehre geleistet hat, wie sie sich immer wieder neu den gesellschaftlichen Herausforderungen gestellt hat und warum das Studium der Geschichtswissenschaft nicht nur klug für die Gegenwart, sondern auch geschickt für die Zukunft macht.
Die nächste Tagung des Aachener Kompetenzzentrums für Wissenschaftsgeschichte am 1. Dezember 2017 soll daher als Thema die Geschichte des Geschichtsstudiums nach 1945 behandeln.
In einem ersten Abschnitt wird die Historie, Funktion und das didaktischen Konzepte geschichtswissenschaftlicher Vorlesungen betrachtet werden. Der zweite, größere Teil thematisiert die „Erfahrungs- und lebensweltlichen Deutungsgeschichte“ des Geschichtsstudiums.
Eine Besonderheit der Zeitgeschichte liegt darin, dass sie ihre Quellen selbst zu erzeugen vermag. So werden HistorikerInnen der RWTH (die älteren und die jüngeren, die MitarbeiterInnen, auch die Studierenden) über ihr Geschichtsstudium aus ihrer je eigenen Sicht berichten.
Als Zeitzeugen werden die RWTH-Historiker intervenieren. Die Schulerfahrung interessiert (differierend nach Bundesland, nach Zeitraum des Schulbesuchs, …), die Studienwahl, die Stationen des Studiums, die Erkenntnisse während der Promotion. So entsteht ein historisches Bild vom Geschichtsstudium der 1950er Jahren bis heute.
Programmflyer: Hier verfügbar [PDF]
Veranstaltungsort: Historisches Institut, Dautzenbergraum, (+Reumontraum) Theaterplatz 14. 52062 Aachen.